Sehr geehrte BVfK-Mitglieder,
es wird immer verrückter! Am 11. Juli heißt es in unterschiedlichen Medien mal so: „Für Euro5-Diesel zunächst keine Fahrverbote in Stuttgart“ oder mal so: „Stuttgart sperrt ältere Diesel ab 2019 aus“.
Am 19. Juli heißt dann: „Hamburgs Bürgermeister schließt weitere Fahrverbote aus“. Letzteres versucht der SPD-Mann auch noch mit Logik zu erklären, die sich mit den analytischen Fähigkeiten des Unterzeichners nicht nachvollziehen lässt.
Wenn es wirklich so ist, dass sich, ähnlich wie im Mittelalter, eine Pest über deutsche Städte gelegt hat, an der die Menschen angeblich zu Grunde gehen, dann wusste man schon damals, dass nur gründliches Ausrotten hilft. Doch die von der Deutschen Umwelthilfe, vielen Medien und einer Reihe von Politikern erzeugte Panik hat nichts damit zu tun, dass die Menschen in den stark verkehrsbelasteten Innenstädten, wo sie sich freiwillig aufhalten, tatsächlich dahinsiechen, sondern eher zur Folge, dass die Bilanzen der Kfz-Händler seit Beginn der Diskussion um Fahrverbote von heftigem Fieber geschüttelt sind.
Im Grunde genommen haben wir es doch mit einem enormen Etappensieg der mit allen juristischen Finessen ausgestatteten Autofeinde auf der einen Seite und mit einem vor Rechtswidrigkeiten nicht halt machenden Pragmatismus von Politik und Autoherstellern zu tun.
Eigentlich hat das ganze Drama eine simple Ursache: Man hatte nicht den Mut, der Öffentlichkeit einzugestehen, dass Automobiltechnik nicht in der Geschwindigkeit zu verbessern ist, wie es die von der EU Schritt für Schritt entwickelten Vorschriften fordern, denn diese waren zum jeweiligen Zeitpunkt technisch nicht einzuhalten – und wenn, dann scheute man die im internationalen Wettbewerb schädlichen Kostensteigerungen.
Gleichzeitig machte man den fatalen Fehler, den Schadstoffausstoß am Auto nicht richtig zu messen, dafür jedoch die tatsächliche Schadstoffbelastung in verkehrsreichen Gegenden. Jetzt fehlte nur noch die Deutsche Umwelthilfe, die mit einer nur in Deutschland zu finden juristischen Besonderheit die Kfz-Branche um Millionen Vertragsstrafen erleichterte, um damit Prozesse gegen die gesamte Automobilwirtschaft mit militanter Schärfe und Strategie zu führen.
Es fällt einem auf die Schnelle kein Vergleich zum Mittelalter ein, aber das ist schon eine Art unfreiwillige Selbstzerstörung. Regelrecht pervers wird das Ganze auch noch, wenn die mitverursachenden Autohersteller von der Situation profitieren, weil der Kunde sich völlig verunsichert vom Gebrauchtwagen abwendet und lieber zum Neuwagen greift.
Am Ende bleibt nur die Hoffnung, dass sich Politik und Autokonzerne in einem ethischen Bereinigungsprozess befinden. Daher kann es nicht schaden, wenn man mal jemanden einsperrt, der vor lauter Arroganz den Kopf so hoch trägt, dass er schon nicht mehr in der Lage ist, den Blick nach unten zu den einfachen Leuten zu richten, wozu auch gewöhnlich Autohändler zählen.
Es ist ein nicht hinzunehmender Zustand, dass kleine Unternehmer unverschuldet die Zeche für das zahlen, was die Autohersteller angerichtet haben. Ob Nachrüstung der richtige Weg ist, dürfte zu Recht umstritten sein. Aus Sicht des Handels, nach der sich alles irgendwie einpreist, muss auch nicht unbedingt nachgerüstet werden, wenn die Verantwortlichen den durch überproportionalen Wertverlust entstanden Schaden übernehmen.
Wir werden das beim nächsten Termin im September im Justizministerium in Berlin zur Sprache bringen und dort erklären, warum wir nun auch mal von staatlicher Seite etwas von der so wichtigen Medizin mit der Wirkung „Alles Gute für den Autohandel“ benötigen.
Mit sommerlichen Grüßen
Ihr
Ansgar Klein
Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V.
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